Es ist viel mehr als ein Hobby. Es ist eine Berufung, eine Herausforderung, eine Aufgabe – und in jedem Fall ein Engagement, das einen Beitrag für die Gesellschaft leistet: Die Freiwillige Feuerwehr leistet die überwiegende Zahl an Hilfseinsätzen in Deutschland. Noch ist Brandschutz in erster Linie eine Männerangelegenheit. Aber immer mehr Frauen entscheiden sich für den Dienst an der Allgemeinheit. Auch in den Einheiten der Verbandsgemeinde (VG) Weißenthurm sind viele Feuerwehrfrauen aktiv. Zum Weltfrauentag berichten zwei Brandschützerinnen stellvertretend für ihre Kameradinnen von ihrer Motivation und ihren Erfahrungen.

Patricia Höfer und Miriam Klaß liegt der Brandschutz im Blut. Wie viele Feuerwehrfrauen sind sie mit dem Brandschutz-Ehrenamt aufgewachsen: Opa, Onkel, Vater, Bruder und Cousins engagierten sich bei der Freiwilligen Feuerwehr der VG Weißenthurm. „Feuerwehr gehört einfach zur Familie dazu, ich bin schon als Kind oft mit dabei gewesen und konnte die Fahrzeuge unterscheiden“, erinnert sich Löschmeisterin Miriam Klaß. Seit 1997 ist die heute 45-Jährige aktiv in der VG-Feuerwehr. Die Unterstützung von zu Hause für ihr Engagement war auch für Patricia Höfer nie ein Thema. Seit ihrem 13. Lebensjahr ist die heute 48-Jährige Feuerwehrmitglied. Alle Aktiven investieren ebenso wie die Jugendlichen viel Zeit in das Ehrenamt, unter anderem für Lehrgänge, Übungen, Führerscheine, Wettkämpfe und auch Freizeitausflüge, „da muss die Familie dahinterstehen“, weiß Höfer. Unterschiede zur Ausbildung der Männer gibt es keine. „Aber es kann ein Vorteil sein, wenn eine zierliche, kleine Frau beispielsweise in einen Kellerschacht gelangt, um zu helfen“, sagt sie. Auch beim Umgang mit betroffenen Familien bei einem Einsatz hätten Frauen oft einen guten Zugang. Durchsetzen gegen die Kameraden müssen sich die beiden durchaus mal „aber grundsätzlich haben die Feuerwehrmänner in allen Einheiten der VG-Feuerwehr eine eher locker-leichte Einstellung, was das Geschlechterthema angeht“, betont die Oberlöschmeisterin. Sie erlebt, dass das Verständnis heute ein anderes ist als früher, weil Feuerwehrfrauen heute selbstverständlicher sind: „Es gibt inzwischen einfach mehr weibliche Helferinnen, die sich für Brandschutz interessieren.“ Die gesamte VG-Feuerwehr hat 297 aktive Mitglieder, davon sind 19 Frauen. Dazu kommen 11 Mädchen in der Jugendfeuerwehr. Im Kreis Mayen-Koblenz gibt es insgesamt 140 Feuerwehrfrauen. Noch ist der weibliche Anteil auch bundesweit nicht sehr hoch. Nach Angaben des Deutschen Feuerwehrverbandes waren zum 31. 12. 2021 in Deutschland 109.751 Frauen in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Das entspricht rund 11 Prozent. „Da ist noch Luft nach oben, daher ist der Weltfrauentag auch in unserem Bereich nach wie vor wichtig“, findet Klaß. Um zu zeigen, dass auch Frauenpower in einer Männerdomäne wie der Feuerwehr gut funktioniert, brachte sie alle weiblichen aktiven Mitglieder und die weibliche Jugend der VG-Feuerwehr zusammen. „Ich freue mich, dass es gelungen ist, alle Frauen und Mädchen miteinander in Kontakt zu bringen“, sagt sie.

Vorurteile erfahren die Brandschützerinnen eher im privaten Bereich. „Wir investieren viel Zeit, das geht nur, wenn die Familie dahintersteht“, weiß Klaß. Ehrenamtliches Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr ist eben kein Hobby wie jedes andere. Die beiden gestandenen Feuerwehrfrauen haben hohe Ansprüche an sich selber: „Lehrgänge will ich dann schon nicht nur schaffen, sondern gut schaffen“, betont Höfer, die im stolzen Alter von 45 Jahren noch einen LKW-Führerschein gemacht hat. „Trotzdem gehen wir durchaus auch mal shoppen“, schmunzelt die Oberlöschmeisterin. Ihre Überzeugung: Brandschutz kennt kein Geschlecht, jede und jeder hat seine Stärken und Frauen bereichern das Miteinander. „Feuerwehr ist mehr als Feuer löschen, Feuerwehr ist Einsatz, Hilfsbereitschaft, Gemeinschaft und soziale Verantwortung“, erklärt Klaß. Auch der Bürgermeister der VG Weißenthurm, Thomas Przybylla, hält weibliche Feuerwehrmitglieder für eine entscheidende Stütze des Ehrenamtes: „Frauen spielen eine wichtige Rolle in unserer Feuerwehr, sie bringen mit ihren Fähigkeiten und Perspektiven Vielfalt in die Einheiten und tragen dazu bei, die Einsatzfähigkeit und Effektivität zu erhöhen.“

Die Idee, immer da zu sein, wenn Hilfe gebraucht wird, begeistert auch junge Menschen – und immer mehr Mädchen. Zu den derzeit 11 Mädchen, die in der VG-Jugendfeuerwehr aktiv sind, gehören Alea und Leni. Die beiden besten Freundinnen haben bereits das Abzeichen Jugendflamme 1. Dafür mussten die Nachwuchs-Brandschützerinnen Hydrantenschilder lesen, Schlauchgrößen erkennen und Knoten machen. „Das hat gut geklappt“, berichtet Alea stolz. Die 11-Jährige ist bei einem Schulausflug zur Feuerwache auf den Geschmack gekommen: „Das hörte sich spannend an, ich hatte voll Bock“, erinnert sie sich. Ein bisschen Angst als einziges Mädchen unter Jungs war anfangs schon auch dabei, „aber jetzt ist alles toll“. Inzwischen ist Leni mit an ihrer Seite. Jede zweite Woche sind die beiden bei der Jugendfeuerwehr dabei. Bei den Treffen geht es natürlich um die Aufgaben der Feuerwehr, aber auch Spiel und Spaß kommen nicht zu kurz. „Es ist immer richtig cool, manchmal machen wir auch Ausflüge oder einen Kino-Abend“, berichtet Leni. Und alle zwei Jahre organisiert der Kreis Mayen-Koblenz für die Mädchen in der Jugendfeuerwehr ein Mädchen-Wochenende. Miriam Klaß und Patricia Höfer sind stolz auf den weiblichen Nachwuchs: „Frauen sind ein Erfolgsfaktor“, sagt Klaß selbstbewusst. Mit allen Feuerwehrfrauen in der VG hoffen sie, dass sich immer mehr Brandschützerinnen finden, die retten, bergen, löschen, schützen und helfen.

Über Zuwachs wie Nachwuchs, egal, ob männlich oder weiblich, freuen sich alle Einheiten der VG-Feuerwehr. Nähere Informationen und Kontaktdaten gibt es auf der VG-Internetseite  www.vgwthurm.de unter Einrichtungen und dann Feuerwehreinheiten.

(Pressemitteilung der Verbandsgemeinde Weißenthurm)