Seit über 90 Jahren bietet der Deich in Neuwied-Engers den Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt Neuwied einen zuverlässigen Schutz vor Hochwasser. Im Zuge einer grundlegenden Sanierung durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord wird diese wichtige Funktion nun weiterhin gewährleistet. Sowohl der Schutz der Bevölkerung vor extremen Hochwasserereignissen als auch die Sicherstellung der Trinkwasservorsorge sind weiterhin gegeben.
Dank der Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz konnte die Ertüchtigung der Anlage realisiert werden. Das Land hat über 11 Millionen Euro in die Baumaßnahmen investiert und 90 Prozent der Gesamtkosten übernommen. Grund genug, damit Klimaschutzministerin Katrin Eder sich persönlich in Neuwied ein Bild von der Fertigstellung der Maßnahme macht.
„Innerhalb Deutschlands zählt Rheinland-Pfalz zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen. Extreme Wetterereignisse werden weiter zunehmen. Die Starkregenereignisse über Pfingsten haben uns das nochmals deutlich vor Augen geführt. Der Klimawandel erreicht die Menschen und hinterlässt Trümmer und nicht mehr bewohnbare Wohnungen. Auch hier am Rhein ist die Hochwassergefahr immer relevant. Deswegen hat das Land hat in den letzten 25 Jahren insgesamt fast 1,2 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert. Und auch diese Deichertüchtigung ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Sicherstellung des Hochwasserschutzes für Neuwied“, erklärte Umweltministerin Katrin Eder.
„Der Deich leistet einen wichtigen Beitrag zum Hochwasser- und Trinkwasserschutz für die Menschen in Neuwied und der Region. Deshalb war die Sanierung des Engerser Deichs alternativlos“, erklärte SGD-Nord-Präsident Wolfgang Treis vor Ort. Seine Behörde übernahm die Rolle der Bauherrin und realisierte die Maßnahme erfolgreich, trotz einiger Herausforderungen. Vor dem Beginn der Bauarbeiten wurden Maßnahmen zur Umsiedlung von Eidechsen durchgeführt, eine gründliche Kampfmittelräumung fand statt, und es traten verschiedene Herausforderungen auf, darunter Vandalismus und Diebstahl. Dennoch ist es trotz Verzögerungen gelungen, den Hochwasserschutz für die Hochwassersaison 2023/2024 termingerecht fertigzustellen.
„Bürgermeister Robert Krups war ein mutiger Visionär“, sagt Neuwieds Oberbürgermeister Jan Einig über seinen Vorgänger, dem er eine „wirklich vorausschauende und langfristig nachhaltige Politik“ dafür bescheinigt, dass er vor fast 100 Jahren dieses Mammutprojekt umgesetzt hat – gegen viele Widerstände und während der mehr als dreijährigen Bauzeit auch nicht ohne Nebengeräusche. „Der Schutzdeich ist für Neuwied bis heute ein Segen. Er verschont unsere Stadt seither nicht nur vor den bis dahin regelmäßigen Überschwemmungen, sondern hat auch eine wichtige identitätsstiftende Funktion. Nicht umsonst ist Neuwied als Deichstadt bekannt“, betont Einig und unterstreicht, dass es eine Verpflichtung für die heutige Generation ist, dieses so imposante wie wichtige Bauwerk zu erhalten. „Ich bin froh, dass das Land dafür viel Geld investiert hat und der Engerser Naturdeich jetzt wieder in einem optimalen Zustand ist.“
Alle Beteiligten sind erfreut darüber, dass die Maßnahmen am Deich erfolgreich abgeschlossen wurden und dieser wieder seine Bestimmung erfüllen kann, nämlich den Schutz der Menschen vor Hochwasser.
Zum Hintergrund
Die Stadt Neuwied wird seit Jahrhunderten von Hochwassern geplagt, nicht nur durch den Rhein selbst, sondern auch durch einen meist trockenen Nebenarm des Rheins, der durch das Trinkwasserschutzgebiet „Engerser Feld“ verläuft. Aufgrund festgestellter Mängel bei Deichschauen führte die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord seit Oktober 2021 eine umfassende Deichertüchtigung des Rheinhauptdeichs „Neuwied-Engers“ durch.
Vor Baubeginn musste eine Kampfmittelräumung durchgeführt werden, bei der über 174 Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg geborgen wurden. Zusätzlich stieß man auf steinzeitliche Siedlungsspuren, die in Zusammenarbeit mit den Experten der Generaldirektion Kulturelles Erbe gesichert wurden.
Der Deich wurde in Abschnitten von je 75 Metern zurückgebaut, um auf eintretende Hochwasserereignisse binnen 24 Stunden reagieren zu können und die Stadt während der Bauphase ausreichend zu schützen. Anschließend wurde der Hochwasserschutz als Drei-Zonen-Deich mit Stützkörper, Oberflächenabdichtung und Auflastfilter wieder aufgebaut. Der Deich verläuft westlich der Bahnbrücke weitgehend entlang des ursprünglichen Verlaufs rheinabwärts und schwenkt östlich bei Engers ab, um dem Elmsweg nach Nordosten zu folgen, wo er im natürlich ansteigenden Gelände endet.